Agnes Mieth – hauptberuflich Erfinderin
Mit der Gründung von “Funny Windows” und der Registrierung beim Patentamt wurde Agnes Mieth zur Erfinderin.
Agnes Mieth liebte es schon als Kind, Dinge zu verändern, zu verschönern oder ihnen eine neue Bedeutung zu geben. Malen, verpacken, dekorieren – und das mit den unterschiedlichsten Materialien. Als sie vor einigen Jahren vor einer Reise in tropische Temperaturen Kleidung für den langen Flug heraussuchte, fiel ihr eine ältere Jeans in die Hände, die am Knie ein großes Loch hatte. Statt mit einem gewöhnlichen Flicken, versuchte sie das Loch mit einer hübschen Motivkarte zu „schließen“. Um diese zu schützen, nähte sie ein Stück einfache Klarsichtfolie darüber. Die Idee von Funny Windows war geboren: eine Fenstertasche, die man mit unterschiedlichen Fotos oder Karten bestücken kann. Auch nach der Reise experimentierte sie weiter mit unterschiedlichen Kleidungsstücken und Materialien und fand schließlich eine Folie, die bis 60 Grad waschmaschinenfest ist. Die Kleidungsstücke kamen bei Kindern und Erwachsenen im Familien- und Freundeskreis so gut an, dass sie Funny Windows schließlich beim Patentamt registrieren ließ. Ob Viereck, Kreis, Dreieck oder Herz, das registrierte Gebrauchsmuster umfasst alle Formen sowie die Farben von Folien und Nähten. Auch den Namen ließ sie sich für den Textilbereich schützen. Seitdem kann sie sich mit Fug und Recht Erfinderin nennen.
Bis 2007 war Agnes Mieth in einer guten Position bei einem Versicherungskonzern beschäftigt. Die Stelle verlor sie aufgrund einschneidender Sparmaßnahmen des Konzerns. Lange arbeitslos war sie nie, aber es folgten unruhige Jahre, in denen sie immer in befristeten Stellen bei unterschiedlichen Arbeitgebern tätig war. Ein Arbeitsleben, das geprägt war von einem ständigen Wechsel von Kollegen und Verträgen, die ausliefen, wenn sie gerade eingearbeitet war. „Ich war es so satt, immer wieder die Neue zu sein und wurde, was meine berufliche Zukunft betrifft, zunehmend verunsicherter.“ In der Weiterentwicklung von Funny Windows konnte sie sich nach der Arbeitszeit kreativ austoben und fand Ausgleich und Freude.
Dass ihre Idee tatsächlich geschäftstauglich ist, bestätigte schließlich eine Anfrage der Stadt Offenbach. Für das Info Center wurden Postkarten für eine neue Marketingkampagne produziert und man hatte Interesse, dazu passende T-Shirts mit Einstecktasche anzubieten. Agnes Mieth musste die Anfrage mit Bedauern ablehnen, da sie zu diesem Zeitpunkt die finanziellen Mittel für die Produktion eines solchen Auftrags noch nicht hatte. Ihrer Motivation schadete dies aber nicht – im Gegenteil.
Mit dem Mikrokredit konnte sie eine Kollektion von Kinder-T-Shirts in leuchtenden Farben anfertigen lassen. Sie tragen das Logo eingestickt auf der Rückseite und den Namen Funny Windows auf der Vorderseite. Außerdem bietet sie eine Auswahl aus fertigen Motivkarten, 3-D- oder LED-Bildern an. Der große Clou ist und bleibt aber die Möglichkeit, jederzeit nach Lust und Laune sein Kleidungsstück selbst befüllen zu können.
Agnes Mieth ist derzeit in einer befristeten Teilzeitstelle bei der Stadtverwaltung ihrer Nachbargemeinde beschäftigt. Dass sie neben ihrer Gründung noch ein festes finanzielles Standbein hat, das ihre monatlichen Kosten trägt, ist ihr sehr wichtig.
„Durch die Teilzeitstelle kann ich nachts ruhig schlafen und habe so den Kopf frei, meine Geschäftsidee weiterentwickeln und ausbauen zu können!“
Sie hat Aussichten, dass die Stelle verlängert wird und auch ein Angebot, im Falle der Verlängerung, Stunden reduzieren zu können. Klarheit darüber wird sie aber erst ein paar Wochen vor Ende ihrer Vertragszeit haben. Dennoch ist sie guter Dinge und überzeugt, dass sie auch im Falle einer weiteren befristeten Beschäftigung ihr Geschäft mit Funny Windows mit Freude und Eifer verfolgen und weiter ausbauen wird. Wenn Agnes Mieth eines nicht ausgeht, dann sind es Ideen!